Velovorzugsrouten: Von Zürich lernen?

Sogenannte «Velovorzugsrouten» (VVR) sind in der Schweizer Verkehrswelt Gegenstand reger Debatten. Im Kanton Basel-Landschaft werden erste Routen geplant, in Zürich wurde eine erste soeben fertiggestellt. Unterdessen hat auch der Kanton Basel-Stadt auf Drängen von Pro Velo und BL ein Lippenbekenntnis für VVR gemacht. Hier in der Region müssen Velovorzugsrouten trinational und kantonsübergreifend gedacht werden. Eine Herausforderung, die gelingen kann, wenn man will. Wichtig bei diesen Planungen ist, dass wir aus den Erfahrungen in Zürich lernen, wo Autos die Velofahrenden auf ihren Vorzugsrouten teils immer noch bedrängen.

Nicht nur in BL, sondern in der ganzen Agglomerationsregion Basel werden fleissig VVR geplant. Dazu gehören solche im nördlichen Rheintal in Frankreich und Deutschland, im Wiesental und in BL im Ergolz-, Birs- und Leimental. Umgesetzt ist von diesen Routen noch keine. Die Velofahrenden im Dreiland müssen sich demnach gedulden. Nächstes und übernächstes Jahr wird im Wiesental, im Birstal und zwischen Bachgraben und Bahnhof SBB auf basellandschaftlichem Boden mit dem Bau der ersten Routen begonnen. Die Region ist also fleissig daran, bessere Bedingungen für den Velo-Pendelverkehr zu schaffen.

Stadtkanton gibt dem Druck nach

Bisher zeigte sich der Kanton Basel-Stadt nicht interessiert, die Vorzugsrouten aus dem Umland auf städtischem Gebiet adäquat weiterzuführen. In der neuen Mobilitätsstrategie des Stadtkantons verspricht die Regierung nun aber, dieses Jahr mit entsprechende Planungen zu VVR zu beginnen und gegenüber dem Umland den Rückstand aufzuholen. In der Vernehmlassung zur Mobilitätsstrategie hatte Pro Velo die fehlenden Planungen im Stadtkanton und die Anschlussproblematik der Routen des Umlands kritisiert. Auch der Landkanton hat bei der Vernehmlassung mitgemacht und den Stadtkanton auf fehlende Anschlüsse seiner Routen hingewiesen. Nun zieht BS also doch noch mit dem Rest der Region nach. Der Druck der «Initiative für sichere Velorouten in Basel-Stadt» hat wohl ebenfalls einen grossen Teil dazu beigetragen. Diese fordert 50 km VVR. Aktuell prüft die Regierung, ob sie zur Initiative einen Gegenvorschlag machen will.

Velovorzugsrouten in Zürich

Auch in Zürich war es eine – mit über 70 % Zustimmung angenommene – Initiative, welche die Planungen der VVR ins Rollen brachte. Auch diese forderte 50 km neue VVR. Gemäss Initiativtext müssen die Routen «grundsätzlich frei von motorisiertem Verkehr» sein. Am 9. März 2023 hat Zürich die erste der geplanten Routen eingeweiht. Insgesamt plant die Stadt Zürich neben den 50 km noch weitere 80 km, welche sie nicht konsequent im Sinne der Initiative, aber dennoch umsetzen will. Ein ambitioniertes Ziel, welches die Velofahrenden wohl freut. In Zürich kommt jedoch bereits Kritik an den neuen VVR auf, da sie bei Weitem nicht frei von Autoverkehr sind: Die Velofahrenden werden dort teils noch immer stark von Autos an den Rand gedrängt.

Herausforderungen annehmen

VVR lösen in vielen Velofahrenden die Hoffnung aus, bevorzugt, sicher und bequem ans Ziel zu kommen, und damit Sicherheit und (noch) mehr Lebensqualität zu gewinnen. Die Realisierung ist jedoch gar nicht so einfach, wie die Erfahrungen aus Zürich zeigen. In unserer Region stecken die Routen noch in den Kinderschuhen. Daher ist jetzt der richtige Zeitpunkt, darüber zu diskutieren, wie VVR auszusehen haben. Wir veranstalten deshalb zur aktuellen Debatte ein spannend besetztes öffentliches Podium.

Dieser Artikel erschien im Basler Veloblatt Nr. 236. Erhalte das Basler Veloblatt direkt in deinen Briefkasten als Mitglied bei Pro Velo!

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