Luzernerring: Velofahrende warten immer noch auf eine sicherere Kreuzung

13. Juni 2022: Ein Jahr nach dem tödlichen Unfall verlangt Pro Velo einen Verkehrsversuch an der Kreuzung Luzernerring/Burgfelderstrasse. Mit einem durchgehenden Velostreifen am Luzernerring soll die Veloroute sicherer gemacht werden.

Die Kreuzung Luzernerring/Burgfelderstrasse wird von Pro Velo beider Basel schon lange kritisiert: Seit Jahren äussert Pro Velo beider Basel Kritik an der Verkehrsführung auf der Ringstrasse: In Richtung Flughafenstrasse endet der Velostreifen auf dem Luzernerring abrupt, Velofahrende werden deshalb nach der Kreuzung von den Autos zur Seite gedrängt. Im April 2021 ereignete sich auf dieser Kreuzung ein tragischer Unfall, bei dem eine 50-jährige Velofahrerin durch einen Lastwagen tödlich verletzt wurde.

Seit mehr als einem Jahr prüft die Verwaltung, ohne sichtbares Ergebnis vor Ort
Pro Velo schrieb noch im April 2021 den beiden zuständigen Departementsvorsteherinnen Esther Keller (Bau- und Verkehrsdepartement) und Stephanie Eymann (Justiz- und Sicherheitsdepartement) einen offenen Brief, worin wir umgehend Verbesserungen wie einen durchgehenden Velostreifen und sichere Aufstellflächen für Velos vor den Ampeln verlangten.

Der Kanton wollte aber keine Sofortmassnahmen ergreifen, sondern zuerst ein externes Verkehrsgutachten erstellen lassen. Dieses Gutachten liegt nun seit März vor. Pro Velo musste allerdings unter Berufung auf das verfassungsmässige Öffentlichkeitsprinzip die Einsicht in dieses Gutachten erstreiten. Die Simulationsberechnungen, die auch angrenzende Kreuzungen miteinbezogen haben, zeigen nun, dass die sogenannte «Vorzugsvariante» grundsätzlich möglich ist. Diese Variante beinhaltet, dass an der Kreuzung Luzernerring/Burgfelderstrasse der rechte Fahrstreifen exklusiv den Rechtsabbiegern, dem Bus und den Velos zur Verfügung steht. Velofahrende haben so durchgehend einen Velostreifen und werden von den Autos nicht mehr abgedrängt. Gleichzeitig entfällt so für die Autofahrenden das nervenaufreibende Drängeln und Einfädeln nach der Kreuzung.

Rechnerische Überlastung der Kreuzung oder mehr Sicherheit für Velofahrende
Gemäss Gutachten zeigt bereits der IST-Zustand (von 2019) eine rechnerische Überlastung in der morgendlichen Rushhour, während die Abendspitze noch leichte Kapazitätsreserven hat. Die Umsetzung der Vorzugsvariante führt theoretisch neben der rechnerisch bereits bestehenden Überlastung am Morgen auch zu einer solchen während der Abendspitze. Für den motorisierten Individualverkehr ist deshalb zumindest unmittelbar nach der Sanierung mit Wartezeiten auch am Abend zu rechnen.

Gemäss Gutachten liegen die offensichtlichen Vorzüge der Vorzugsvariante im Bereich der Verkehrssicherheit für Velofahrende. Durch die Kombination «nur Rechtsabbieger», Bus und Velo auf dem rechten Fahrstreifen reduzieren sich die kritischen Verkehrssituationen für Velofahrende massgeblich (Konflikt nur noch mit dem Bus). Diese deutlich gesteigerte Verkehrssicherheit für Velofahrende bringt eine leichte Beschränkung der Leistungsfähigkeit der Fahrspuren «geradeaus» für Autos mit sich und damit verbunden eine gewisse Kapazitätseinbusse, weshalb die Gutachter unter alleiniger Betrachtung des Verkehrsflusses diese Variante nicht empfehlen.

Verkehrsversuch soll effektive Auswirkungen aufzeigen
Pro Velo ist dagegen der klaren Auffassung, dass es auch im Sinne der Basler Umweltschutzgesetzgebung ist, wenn Velofahrende gegenüber dem motorisierten Individualverkehr bevorzugt werden, vor allem wenn es um die Sicherheit und das Vermeiden von Unfällen mit tödlichem Ausgang oder schweren Verletzungen geht. Die Strecke lässt sich für Velofahrende nicht sinnvoll umfahren – nicht zuletzt deshalb ist sie eine offizielle Veloroute. Pro Velo verlangt deshalb von den zuständigen Stellen des Kantons Basel-Stadt, dass sie nun sehr rasch einen Verkehrsversuch mit durchgehenden Velostreifen einrichten. Dieser soll aufzeigen, ob sich der reale Verkehr tatsächlich wie in den Simulationen angenommen vermehrt staut. Im Vergleich zu vor der Pandemie hat es heute 20 % weniger Autoverkehr[1]. Möglicherweise kommt es daher gar nie zu einer grösseren Belastung als vor Spurreduktion.

Stau zu Spitzenzeiten, der Menschenleben rettet, wäre aber in Kauf zu nehmen. Die Behörden müssen handeln, bevor weitere Unfälle passieren.

Material (Planausschnitt, Foto, Video): wetransfer-Link

Studie:  Die zitierte Studie sollte gemäss Öffentlichkeitsprinzip beim Bau- und Verkehrsdepartement Basel-Stadt erhältlich sein.

[1] https://www.mobilitaet.bs.ch/gesamtverkehr/verkehrskennzahlen/verkehrsindex.html