Vision Zero – ein Interview mit Anina Ineichen

Pro Velo: Anina, seit fast sechs Jahren bist du im Präsidium von Pro Velo aktiv. Was hat dich ursprünglich dazu bewegt, dich so stark fürs Velo einzusetzen?
Anina Ineichen: Es ist das effektivste Verkehrsmittel in der Stadt – umweltfreundlich, platzsparend, gesund. Und je sicherer die Velowege, desto mehr Menschen fahren Velo. Genau das wollen wir bei Pro Velo erreichen.

Pro Velo: Was macht das Velo für Basel und die Region so wichtig?
Anina Ineichen: Unsere Region ist dicht besiedelt, der Platz ist knapp. Das Velo nutzt wenig Raum und verursacht keinen Lärm. Wenn mehr Menschen aufs Velo umsteigen, profitiert die gesamte Stadt. Einfach gesagt: Mehr Velo, bessere Lebensqualität.

Pro Velo: Im Regierungsrat möchtest du die Vision Zero umsetzen. Warum gerade diese Vision?
Anina Ineichen: Weil jede(r) Verkehrstote eine(r) zu viel ist. Vision Zero sagt: Verkehr darf keine Leben kosten. Fehler wird es immer geben, aber die Infrastruktur muss so sein, dass diese Fehler nicht zu schlimmen Unfällen führen. Für mich ist das ein Muss.

Pro Velo: Wie möchtest du konkret dafür sorgen, dass Basel sicherer für Velofahrende wird?
Anina Ineichen: Zwei Dinge: Erstens abgetrennte Velowege, damit Radfahrende nicht direkt im Autoverkehr fahren. Zweitens: Tempo runter an gefährlichen Punkten wie bei Baustellen, aber auch generell. Beides hat sich bewährt und erhöht die Sicherheit sofort.

Pro Velo: Kritiker sagen oft, abgetrennte Velowege kosten zu viel Platz. Was sagst du dazu?
Anina Ineichen: Sicherer Verkehr kostet Platz, aber er bringt auch viel. Abgetrennte Wege bedeuten, dass Menschen jeden Alters sich aufs Velo wagen. Und das schafft Platz, weil weniger Autos unterwegs sind. Das ist auch ein wichtiger Beitrag zu den Klimazielen. Das rechnet sich.

Pro Velo: Du bist ja auch privat oft mit dem Velo unterwegs. Was fällt dir dabei in Basel besonders auf?
Anina Ineichen: Es ist oft eng und gefährlich, vor allem an Kreuzungen. Es gibt Stellen, die förmlich zu Unfällen einladen. Da müssen wir ran, und zwar konsequent – Kreuzungen sicherer machen, Sichtachsen verbessern. Die Initiative für sichere Velorouten gibt diesem Anliegen Rückenwind.

Pro Velo: Was bedeutet das für Basel im Vergleich zu anderen Städten?
Anina Ineichen: Städte wie Oslo und Helsinki zeigen, dass man eine Vision Zero mit null Verkehrstoten und Schwerverletzen umsetzen kann. Sie haben kaum noch schwere Unfälle und setzen konsequent auf den Schutz der schwächeren Verkehrsteilnehmenden. Basel hat das Potenzial, das auch zu schaffen, wenn wir den Mut dazu haben.

Pro Velo: Falls du gewählt wirst, müsstest du aus dem Präsidium von Pro Velo austreten. Bleibst du trotzdem aktiv fürs Velo?
Anina Ineichen: Ja, das ist klar. Als Regierungsrätin kann ich den Veloverkehr noch gezielter fördern und die nötigen Entscheidungen treffen. Im Falle einer Wahl ist es wahrscheinlich, dass ich das Bau- und Verkehrsdepartement führen würde. Das Velo bleibt dabei in meinem Fokus.

Pro Velo: Zum Abschluss: Was ist dein Wunschbild für den Veloverkehr in Basel in zehn Jahren?
Anina Ineichen: Eine Stadt, in der Menschen jeden Alters und ohne Angst aufs Velo steigen können. Sichere Velowege überall, Tempo angepasst, null Verkehrstote. Das ist möglich – und das ist mein Ziel.

Pro Velo: Vielen Dank, Anina, und alles Gute für den Wahlgang am 24. November!